Konstantin Heidrich und Markus Groh (v.l.). Foto: Johannes Bock.
Klänge des Ostwinds – Konzert gegen den Krieg
ANZEIGE. Für ihr Konzert mit dem Titel „Klänge des Ostwinds“ am Samstag, den 8. Oktober um 19:30 Uhr im Kaisersaal Bad Sobernheim, haben sich die beiden Ausnahmekünstler Konstantin Heidrich (Violoncello) und Markus Groh (Klavier) Stücke von Komponisten aus dem Osten ausgesucht und dabei eine musikgeschichtlich ganz bewusste Auswahl getroffen.
Konstantin Heidrich und Markus Groh sind beide international gefeierte Solisten und Professoren an der Universität der Künste Berlin. In der Region Bad Sobernheim sind sie bekannt als Dozenten der Mattheiser Sommerakademie (MSA). Im „Zwischenjahr“ der Akademie gastieren die Musiker mit einem Programm in Bad Sobernheim, mit dem sie sich für die Aufführung von Komponisten aus dem östlichen Europa entschieden haben.
In der Auswahl der Stücke liegt Symbolkraft
Ligeti und Prokofiev sind zwei, in ihrem Stil sehr unterschiedliche Komponisten aus dem 20. Jahrhundert, Chopin und Dvořák aus dem 19. Jahrhundert. Sie stammen allesamt aus Osteuropa und in ihrer Biografie waren sie nach Westen orientiert. Für Groh und Heidrich spiegelt sich die Entwicklung der Künstler im Titel des Konzerts. Auch in der Auswahl der Stücke liegt Symbolkraft. So durfte die Sonate für Violoncello solo des ungarischen Komponisten György Ligeti aufgrund eines Verbots durch die sowjetisch geführte Komponistenunion lange nicht aufgeführt werden. In den 80er Jahren wurde das Stück wiederentdeckt und ist heute fester Bestandteil des Cellorepertoires. Für Markus Groh zeigt die Geschichte um die Sonate von Ligeti, dass mit wachsendem politischem Einfluss auf die Kunst die Freiheit leidet. „Die Freiheit der Kunst ist der Gradmesser für die Fortschrittlichkeit einer Gesellschaft“, stellt der Pianist heraus.
Prokofievs Sonate Nr. 7 op. 83 für Klavier solo ist der musikalische Spiegel der Kriegssituation 1942, vor deren Hintergrund die sogenannte „Kriegssonate“ entstanden ist. Prokofiev hat das technisch und inhaltlich anspruchsvolle Stück, das teils maschinell und unmenschlich dahin rattert, vollendet, als er St. Petersburg wegen des Angriffs der Deutschen auf die Sowjetunion verlassen musste. Markus Groh hat einen persönlichen Bezug dazu. Er hat es 1995, 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Brüsseler Wettbewerb gespielt und damit als erster Deutscher mit diesem symbolischen russischen Stück den Wettbewerb gewonnen.
Auch die Sonate g Moll Opus 65 von Chopin hat einen Bezug zu Krieg und Vertreibung. Chopin war Exil-Pole und gerade durch Deutschland gereist, als Russland in Warschau einmarschierte – auch diese biographische Episode zeigt eine Parallele zur heutigen Krise.
Russische Musik spielen und dabei politisch klar Stellung beziehen
Russische Musik verbieten – das ist für die Künstler kontraproduktiv. Konstantin Heidrich berichtet, er habe Freunde aus der Ukraine, die jetzt gerade keine russische Musik hören könnten. Für Heidrich ist es wichtig, russische Musik zu spielen, dabei politisch klar Stellung zu beziehen und alles zu versuchen, um Krieg und Eskalation zu verhindern – auch mit den Mitteln der Musik.
Für die beiden Universitätsprofessoren ist der Krieg in der Ukraine in ihrem Alltag mit Studenten ein andauerndes Thema. Die Universität der Künste Berlin hat ein Programm für Gasthörer aus der Ukraine aufgelegt und bietet Sonderstipendien für ukrainische und russische Studierende an, die unter der Krise zu leiden haben.
Im kommenden Jahr wird die Mattheiser Sommerakademie wieder stattfinden. Groh und Heidrich hoffen auf Studierende sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland. Dass eine Einreise aus Russland erschwert sei, müsse die MSA bedauerlicherweise hinnehmen. Dennoch freuen sich beide Künstler auf das Festival, das sie als Geheimtipp bezeichnen. Beide wollen sich dafür einsetzen, die MSA noch bekannter zu machen.
Klänge des Ostwinds I Programm
- Antonín Dvořák (1841 – 1904)
Rondo g-Moll op. 94 für Violoncello und Klavier
Waldesruhe op. 68, Nr. 5
- Sergei Sergejewitsch Prokofiev (1891 – 1953)
Sonate Nr. 7 op. 83 für Klavier solo
- György Ligeti (1923 – 2006)
Sonate für Violoncello solo I. Dialogo und II. Capriccio
- Frédéric Chopin (1810 – 1849)
Sonate g-Moll op. 65
Tickets ab 13 Euro unter: https://www.ticket-regional.de/events_info.php?eventID=%20191966
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