Mit Herzblut Jubiläum zelebriert – Jahresabschluss im Freilichtmuseum
Rückblick aufs Jubiläum mit Sabrina Hirsch
BAD SOBERNHEIM. In Abwandlung der Fußballerweisheit „nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ mag es nach dem Jubiläumsjahr und dem Saisonschluss 2025 des Freilichtmuseums heißen: Die Planungen für 2026 im Bad Sobernheimer Nachtigallental laufen schon. „Ideen gibt es genug,“ sagt Sabrina Hirsch, die das rheinlandpfälzische Freilichtmuseum seit 2011 leitet.
Von Armin Seibert.
Mit dem traditionellen Handwerkertag zum Monatsbeginn war am 2. November 2025 offiziell Schluss an der Kasse – jetzt ist der Eintritt bis Frühjahr 2026 für Spaziergänger frei, die Häuser sind geschlossen. Viel Zeit für Pläne, Ideen, Manöverkritik. Sabrina Hirsch macht keinen Hehl daraus, dass sie sich im Jubiläumsjahr mit vielen Highlights zumindest eine kleine Besucherzahlsteigerung gegenüber 2024 gewünscht hatte. Doch die 44.000 wurden nicht ganz erreicht – trotz etlicher gelungener Sonderveranstaltungen zum 50-jährigen Bestehen.
Wetterpech und viel Konkurrenz
Mal war das Wetter richtig schlecht wie bei der „Zeitreise ins Gestern“ Ende Mai oder beim „Sammelsurium der Geschichte“ am brüllend heißen letzten Juniwochenende. Die Großveranstaltungen waren nicht gerade vom Wetter begünstig, bei anderen Eventterminen gab es jede Menge Konkurrenzveranstaltungen. Was tun? Vielleicht schafft man es mit noch mehr kleineren Veranstaltungen und jeweils weniger Personalaufwand? Diese Überlegung wird gestützt durch die Tatsache, dass beispielsweise bei den Handwerkertagen viele individuell interessierte Besucher kommen, während sehr aufwendige Großveranstaltungen wie das traditionelle Museumsfest vom Besucheraufkommen eher enttäuschten. Das mag – wie Sabrina Hirsch vermutet – auch an der weiter zunehmenden Zahl von Freizeitveranstaltungen für Kinder liegen. Da ist es zunehmend schwer fürs Museum, ein Stück vom großen Kuchen zu ergattern.


Engagiertes Museumsteam
Dabei bescheinigt sie ihrem 20-köpfigen Team (elf Vollzeitstellen) und den etlichen Dutzend Ehrenamtshelfern ein mit viel Herzblut angereichertes Engagement. So wie sich etwa die Living-Historie-Gruppe einbringt oder wie das Kassenteam eng zusammen schafft und sogar zusammen Geburtstage feiert. Ehrenamtler im Museum – das ist ein dehnbarer Begriff. Manche sind einmal im Jahr voll da, beim Museumsfest. Andere engagieren sich bis zu drei Mal die Woche. Man trifft sich zum Ehrenamtskaffee, geht auf Fortbildung, hilft bei der Beschaffung historischer Kleidung. Die Palette ist bunt. Auch die Zusammenarbeit mit den anderen rheinland-pfälzischen Museen Rohscheider Hof (bei Trier) und Hachenburg sei vorzüglich, sagt die Museums-Chefin. Darüber hinaus kooperiert man im Museumsverband (Sabrina Hirsch ist im Vorstand der Regionalgruppe Koblenz aktiv), im Deutschen Museumsbund und im wissenschaftlichen Beirat gibt es einen fruchtbaren Austausch.
Nachkriegsjahre im Fokus
Vieles geht dann nicht so zügig vonstatten, wie man es gerne hätte. So ist das Großprojekt um die Umgestaltung des Hauses Neuburg im Pfalz-Rheinhessendorf noch im Werden. Nach Auszug der Puppensammlung ziehen erst mal die Elektriker ein. Hier sollen die 50er, 60er und 70er Jahre zum Leben erweckt werden. Im Obergeschoss beginnt es mit den 60ern. Da habe man in Sobernheim eine schöne hellblau-rose-pastellfarbene Einbauküche ausgebaut. Ein Wohnzimmer aus den 60ern stand schon bei Möbel Martin in Meisenheim und dann auch in Mainz zur Besichtigung. „Eine Living-Historie-Gruppe für diese Zeit ist im Entstehen,“ freut sich Hirsch über engagierte Mitstreiter. Die 70er Jahre will man bis 2027 im Haus Hördt, für das schon das Rohgerüst steht, präsentieren.
Bürklestiftung unterstützt tatkräftig
All das kostet Geld. Da ist man froh beispielsweise über die großzügige Hilfe durch die Bürklestiftung, die schon zahlreiche Museums-Projekte unterstützt hat wie den Ausbau der Stallgebäude und den großen Spielplatz. Vieles könnte man noch anpacken, blickt die Leiterin in die Zukunft. Beispielsweise hat man einen großen Fundus an Feuerwehrgeräten und Fahrzeugen im Lager wie den „Florian“ aus Kirn. Diese Schätzchen sollten nicht im Freien und Stehen und rosten. Ein größeres Schleppdach nahe dem Haus Limbach wäre eine Alternative. Dazu würden sehr gut alte Handwerker mit „Benzin im Blut“ passen – Kfz-Schrauber vom alten Schlag, sagt Hirsch und lacht: „Einer, der vorn am Motor rein und hinten am Auspuff rauskriecht“. Das gäbe den Handwerkertagen einen neuen, ganz besonderen Pfiff. Auch Motorräder könnten einbezogen sein. Spruchreif sei das noch nicht, aber Kontakte gebe es schon, verrät Hirsch.
Hilfe bei den Kleinigkeiten
All das kostet Zeit. Was wichtig für steigende Besucherzahlen ist, das geht von der Zeit für die inhaltliche Aufarbeitung ab. In der Hinsicht ist Sabrina Hirsch froh, dass es bei den ehrenamtlichen Helfern Zuwachs gab bei der wichtigen Inventarisierung. Für Dinge also, die man auf Anhieb nicht sieht, die aber sehr wichtig sind. Wie so vieles, viele Kleinigkeiten, die bedacht und besprochen sein wollen. Eine große Jubiläumsjahr-Manöverkritik gebe es indes nicht. Die Dinge würden stets gleich beim Namen genannt und besprochen, was gut und was weniger gut läuft. Ein großes Ehrenamtstreffen ist aber noch in diesem Monat geplant. Und dann schaut man schon in Richtung 2026. Motto: Nach dem Jubiläums-Museumsjahr ist vor dem Museumsjahr 2026.
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