Bio-Laden in Bad Sobernheim schließt – Ende einer Ära
BAD SOBERNHEIM. In der Felekstadt schließt eine Institution des innerstädtischen Einzelhandels seine Türen: der Bio-Laden „Simterwies“ in der Igelsbachstraße macht nach 33 Jahren Ende Juni zu. Geschäftsführer Günter Klein schildert im Gespräch mit nahe-dran.de die Hintergründe.

Liebevoll aufgestellt in Holzregalen reiht sich das ausgesuchte Bio-Sortiment von Wein bis Weleda, von Äpfeln bis Zwiebeln, von Brot bis Bananen in dem kleinen Laden auf, in dem seit mehr als 33 Jahren Günter Klein hinter der Theke steht. Es sind vor allem Altersgründe, warum der 64-Jährige sich dazu entschieden hat, den Bioladen, dessen Öffnungszeiten er bereits reduziert hatte, ganz zu schließen. Doch das sind nicht die einzigen Gründe. „Ich hätte mir durchaus vorstellen können, noch ein Jahr oder anderthalb weiterzumachen, wenn ein Nachfolger da wäre.“ Doch Bemühungen, gemeinsam mit seinen langjährigen Stammkunden, den Verkauf des hochwertigen Bio-Sortiments irgendwie aufrecht zu erhalten, zum Beispiel durch Gründung einer Genossenschaft, konnten nicht umgesetzt werden. „Einer hätte die Verantwortung übernehmen müssen. Zudem haben sich die Bedingungen verändert.“, bedauert Klein.
Bio-Laden Bad Sobernheim: Wirtschaftliche Herausforderungen durch die Ukraine-Krise
Durch die Ukraine-Krise seien die Kosten explodiert. Die Großhändler hätten ihre Erwartungen hochgeschraubt und wegen gestiegener Transportkosten höhere Mindestabnahmen eingefordert. „Im Frischebereich zum Beispiel musste ich pro Anlieferung Waren im Wert von mindestens 600 Euro abnehmen, ähnlich bei der Trockenware. Wegen gestiegener Transportkosten haben die Lieferanten im vergangenen Jahr bereits Wasser und Saft aus dem Sortiment genommen. Die Pfandflaschen müssen hin und her transportiert werden.“ Das rechne sich eben nicht mehr.
Sinkende Umsätze und reduzierte Öffnungszeiten
Im Zuge der Ukraine-Krise seien seine Umsätze um 30 Prozent zurückgegangen. In der Folge reduzierte er die Öffnungszeiten des Bio-Ladens. Zuvor habe er 60 Stunden in der Woche für den Laden gearbeitet, danach immer noch 40. Wenn er jetzt schließt, ist nach so langer Zeit natürlich auch Wehmut dabei. „Es kamen unheimlich viele nette Kunden, jeder Kontakt war immer ein Highlight – eine besondere Kundschaft, die bewusst einkauft, die die Nähe geschätzt hat. Es sind viele ältere Kunden dabei, aber auch jüngere, die mit dem Rad kommen. Die älteren kommen auch wegen des Gesprächs. An der Supermarktkasse wird man weitergeschoben“.
Engagement der Stammkunden
Eine Stammkundin ist Dana Wipfler. Sie hat gemeinsam mit weiteren Mitstreitern die Initiative ergriffen und nach einer Lösung für den Laden gesucht. Auch wenn das Engagement letztlich ins Leere lief, ist es ihr wichtig, Günter Klein und seinem Laden „Danke zu sagen. Ich bin 2019 nach Bad Sobernheim zugezogen und bin sehr dankbar über den Laden, dass es auf kleiner Fläche quasi alles gibt, man kennt sich, kann ein paar Worte wechseln, konnte sich in Corona Zeiten wohlfühlen und sicher einkaufen“, erzählt sie.
Pessimistische Zukunftsaussichten für kleine Läden
Die Zukunft für die kleineren Läden in der Innenstadt sieht Günter Klein pessimistisch. „Es muss jeder für sich selbst kämpfen“, sagt er mit Blick auf den Einzelhandel in Bad Sobernheim. Je kleiner der Laden, umso schwieriger. Er bedauere die Schließung genauso wie seine Kunden. „Die Zeit für kleine Läden ist vorbei. Wir leben in einer Zeit, in der der Preis eine große Rolle spielt. Eine warme Wohnung ist eben vielen wichtiger als Produkte vom hochwertigen Biohandel.“ Durch den Ukraine-Krieg seien die Leute regelrecht verschreckt worden. „Da ist in der Politik viel falsch gemacht worden“, lautet Kleins Einschätzung. Von der Schließung des Bioladens sind auch regionale Zulieferer betroffen, aber nicht in existenziellem Ausmaß. Und was wird aus dem Laden? „Der wird wohl nicht mehr vermietet werden“, vermutet Klein. Zwischen ihm und seinem Vermieter gab es über Jahrzehnte ein großes Vertrauensverhältnis. „Das findet man nicht so leicht wieder.“
Noch bis Ende Juni hat der Bio-Laden in Bad Sobernheim Mittwochnachmittags, donnerstags, freitags und samstags geöffnet.
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