Rolf Kehl (rechts) und Karl-Heinz Kindgen stoßen in der „kleinen Kneipe“ im Haus Bickenbach auf viele realisierte und geplante künftige Projekte an. Das Museum lebt! Foto: Armin Seibert
In der „kleinen Kneipe“ laufen die Fäden zusammen
Rolf Kehl begleitet das Freilichtmuseum von Anfang an – Seit 15 Jahren führt er ehrenamtlich die Museumsfreunde und stellte auch als Verwaltungschef offiziell die Weichen
Bad Sobernheim. Das Lied von der kleinen Kneipe, die der unvergessene Peter Alexander besang, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. So alt wie das rheinland-pfälzische Freilichtmuseum im Bad Sobernheimer Nachtigallental. Und dort besingt jeden Montag der „harte Kern“ des Museums-Freundeskreises, dass auch im Museums-Haus Bickenbach im Hunsrückdorf das „Leben noch lebenswert ist.“ Wir sprachen in der Kneipe, die im Originalzustand mit Mobiliar, Bildern, Bundesliga-Wimpeln und Gläsern aus Kastellaun transferiert wurde, mit Freundeskreis-Vorsitzendem Rolf Kehl über die Entwicklung von Museum und Freundeskreis.
Von Armin Seibert.

Der 73jährige Staudernheimer war in seiner beruflichen Laufbahn stets ganz eng mit dem Museum verknüpft. Zunächst war er von 1988 an noch unter Bürgermeister Dr. Werner Dümmler Verbandsgemeinde-Beigeordneter. Den Posten mit Zuständigkeit für das Museum übte er bis 1997 aus. Dann war er als Kreisbeigeordneter mit dem Zuständigkeitsbereich Museum betraut, und schließlich wieder auf VG-Ebene als Verbandsgemeinde-Bürgermeister von 2007 bis 2019. Als ehrenamtlicher Vorsitzender des 950 Mitglieder-starken Freundeskreises ist er bis zum heutigen Tag mit dem Museumsdorf vertraut.


Rolf Kehl könnte sicher Bücher schreiben übers Museum, gelungene Projekte bis ins Detail benennen oder auch „Luftnummern“ nachtrauern. Jedenfalls kann er – so wie es als Verwaltungsmann seine Art war – die geplanten Abläufe verglichen mit den dann realen Gegebenheiten und all das gut nachvollziehbar analysieren.
Wie es immer seine Art war, hat Rolf Kehl umfassendes und aktuelles Zahlenmaterial fürs Gespräch mit dabei und kann im Rückblick selbstbewusst für „seinen Freundeskreis“ bilanzieren, dass dieser seit gut 15 Jahren rund eine halbe Million Euro (!) als Zuschuss zugebuttert hat. Geld, dass in die Stiftung Museum geflossen ist. 2003 hatte Kehl die Umwandlung vom damaligen Zweckverband in die heutige Stiftung mit initiiert. Zusätzliche 100.000 Euro hätten, für den von ihm sehr begrüßten aber leider nicht erfolgten Bau einer Gaststätte nahe der Kegelbahn am zweiten Eingang fließen können. Man kann nicht alles haben und in die „kleinen Kneipe“ zur Sprache bringen, was einem die Laune vergällt hat.
Kompetentes und fleißiges Leitungsteam
Kehl blickt auf fast 40 Jahre intensiver Mitarbeit im Museum zurück, erinnert an den Museumsleiter und Kunsthistoriker Dr. Klaus Freckmann (1976 bis 2003 Museums-Chef), den er sehr schätzte und schätzt. Die Priorität auf wissenschaftliche Betrachtungsweise und weniger auf Besucher ausgerichtete Museumsarbeit fand er indes nicht so gut. Kehl stellte als Kreisbeigeordneter auch Freckmanns Nachfolger Michael Schimek ein. Und er ist heute froh, mit Sabrina Hirsch, ihrer Stellvertreterin Monika Ebers und dem neuen technischen Leiter Christian Kessel eine harmonisches und schlagkräftiges Museums-Leitungsteam zu haben. Denn es gab und gibt viel zu tun.
Mit Hauruck ging nicht alles besser
Kehl erinnert im Rückblick an Hauruck-Aktionen im Museum, die teils bis heute nachwirken. So war der damalige Umzug des Feller Hofes, wo wahre Schätze lagerten und auf den Wiederaufbau warteten, hoch zum Bauhof oder gar in die Flugplatz-Schelter oder in den Kasino-Keller mit gigantischem Aufwand und großen Substanzverlusten verbunden. Die Shelter und den Keller musste man dann auch wieder räumen. Kehl im Rückblick: „Man muss auch mal die Traute haben, sich bei fünf gleichen alten Tischen von drei zu trennen.“
Mit dem Museum stark verbunden sind zudem die „Ehemaligen“ des früheren Geschwaders, zu denen sich Rolf Kehl als W15er ebenfalls zählen kann. 2009 übernahm er die Freundeskreis- Leitung. Zuvor hatte sich vor allem Günter Weitzel als stets anpackender Handwerksmeister einen Namen gemacht. Er investierte viel privates Geld, so wie auch der langjährige Innungsobermeister Emil Lenhardt, weiß Kehl. Auch Ex-Kommodore Hans-Peter Koch leitete zwischenzeitlich den Freundeskreis.
Hohe Zuschuss-Summen für Projekte
Im „harten Kern“ von einem Dutzend Museumsfreunde werden jeden Montagabend in der kleinen Kneipe nicht nur alte Anekdoten ausgetauscht. Da geht es auch um konkrete Projekte, So will der Freundeskreis die Toilettensanierung in der Museums-Gaststätte mit 50 000 Euro bezuschussen so wie in der Scheune Daubach vor fünf Jahren oder dem Kinderspielplatz (40.000 Euro Zuschuss) oder zwei Kassenhäuschen am Nebeneingang (20.000 Euro). Rund 5000 Euro erwirtschaftet der „harte Kern“ in der Kneipe, wo montags Mitglieder wechselweise Essen anbieten und die preiswerten Getränke akribisch abrechnen. Sie nehmen darüber hinaus durch Mitgliederbeiträge (20 Euro Jahresbeitrag, Familien zahlen 30 Euro) und Kioskverkauf sowie Museumsfest-Bewirtschaftung ansehnliche Summen ein. Einen Teil belässt man auf der hohen Kante, um für Unwägbarkeiten gerüstet zu sein. So war geplant, die Spülmaschine (5000 Euro) für die Gaststätte zu sponsern. Gesagt, getan. Aber dann ging der Museums-Mäher kaputt. Die 16 000 Euro für den neuen hatte man zum Glück auch noch parat.
Land erhöht die Zuschüsse
Die Aktivitäten des Freundeskreises sind der Landesregierung nicht verborgen geblieben, sagt Kehl nicht ohne Stolz. Die Besucherzahlen gingen wieder hoch, die Landesförderung ermöglichte erstmals einen Haushaltsüberschuss von 90.000 Euro. Doch aus diesen Überschüssen müssen 75.000 Euro Kredite jährlich getilgt werden. Kehl widerspricht vehement den des Öfteren vom früheren Stadtbürgermeister Michael Greiner ins Gespräch gebrachten Konkursüberlegungen. Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt können den Betrieb stemmen nach dem Motto: Wir schaffen das wirklich. Manchmal sei halt Durchhaltevermögen nötig, erinnert Rolf Kehl an das schwierige Projekt Haus Enkirch mit dem „fröhlichen Weinberg“ Zuckmayers. Das Projekt wackelte, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausliefen und das Haus erst zur Hälfte gebaut war. Gerade weil es so schwierig war, gehört das Haus Enkirch zu Rolf Kehls Lieblings-Museumsprojekten.
An Herzensangelegenheiten festhalten
Nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr hatte Kehl einige seiner vielen Ämter aufgegeben, etwa den Ortsbürgermeisterposten in Staudernheim. Dort ist er noch im Rat, wurde auch – obwohl er weit hinten kandidierte – wieder in den VG-Rat gewählt. Er hält seinem VfL Staudernheim, für den er als rustikal geltender Libero kickte, als Beisitzer die Treue. Eine Herzensangelegenheit. Und er ist bis 2026 Freundeskreis-Vorsitzender gewählt. Gute Leute kommen nach, freut er sich über künftige Führungskräfte.
So wie es auch politisch gelaufen sei. Kehl war CDU-Kreisvorsitzender, erlebte Angela Merkel in Dresden, war bei Landes- und Bundesparteitagen dabei. Er schafft es zusammen mit Ferdinand Peeters (Bad Kreuznach), Julia Klöckner für die Politik zu begeistern. Vielleicht schafft es die neue Bundestagspräsidentin, den Bundestag fürs Freilichtmuseum zu begeistern und dann natürlich in der kleinen Kneipe im Haus Bickenbach vorbeizuschauen.
Kindgen ist der Zaun ums Haus

Karl Heinz Kindgen ist unser Zaun ums Haus,“ sagt der Vorsitzende der Museumsfreunde, Rolf Kehl, über seinen Freund und Mitstreiter im rheinland-pfälzischen Freilichtmuseum. Kindgen winkt bescheiden ab, doch abstreiten kann und will er nicht, dass er sich kümmert, wenn es nötig ist. Seit März 1994, also stolzen 31 Jahren, wohnt Kindgen im Museum, sozusagen als Hausmeister im Obergeschoss des Hauses Bickenbach, in dem auch die „kleine Kneipe“ residiert.
Da feierte man zünftig den runden Geburtstag und stieß auf viele weitere gesunde Jahre an. Ja, viele der Museumsfreunde aus den ersten Jahren sind nicht mehr dabei, bedauern Kehl und Kindgen. Sie freuen sich aber umso mehr, dass wieder stärkeres Interesse an der ehrenamtlichen Mitarbeit herrscht und der „harte Kern“ um einige gute Mitstreiter gewachsen ist. „Da ist kein A.. dabei,“ sagt Kindgen unverblümt. Der kümmert sich seit vielen Jahren um die Museumshühner, die Hasen, die Gänse, organisiert den Eierverkauf, der durchaus einiges in die Vereinskasse bringt. Umso schwerwiegender ist dann der Verlust, der durch Fuchs oder Marder angerichtet wird. Acht Hühner waren kürzlich einem Marder, der sich Zugang ins Hühnerhaus verschafft hatte, zum Opfer gefallen. Und der Wolf? Kindgen, der seit über 30 Jahren in der Nachtigallen-Einsamkeit wohnt winkt ab: „Überbewertet!“
Lust auf einen Besuch in der Kleinen Kneipe im Freilichtmuseum? Infos unter https://www.freilichtmuseum-rlp.de/netzwerke/freundeskreis/
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