Erinnerungsfotos, feines Geschirr und weiße Tischdecken: Zum offiziellen Festakt kamen zahlreiche Gäste in den Tanzsaal aus Winterburg im Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum. Foto: Simone Mager
Festakt zum 50sten im Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum
Das Museum ließ sich von Bildungspartnern, Politik, Freunden und Förderern feiern
BAD SOBERNHEIM. Zum 50. Geburtstag gibt es ein großes Fest. Die engsten Freunde und entfernte Verwandtschaft werden eingeladen, die Tische mit weißen Tischdecken und dem feinen Geschirr gedeckt, Kaffee und Kuchen serviert, alte Fotoalben herausgekramt, genauso wie so manche Erinnerungsstücke. Ja, der 50. Geburtstag hat oft etwas Nostalgisches – auch für das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum. Schließlich hat es die Nostalgie in seinen Gassen und Häusern im Nachtigallental zu seinem Kerngeschäft gemacht.
Von Simone Mager
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Nur: Wenn ein Museum seinen 50. Geburtstag feiert, dann ist das keine kleine Geburtstagsrunde. Zu den Gästen gehören die engsten Freunde wie der Freundeskreis des Museums, die zahlreichen Bildungspartner, das Mitarbeiterteam, Vertreter aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik, Sponsoren, alte Weggefährten, neue Freunde sowie vor allem Kinder und Familien, die das Museum erleben und mit eigenen Projekten gestalten. Sie alle waren am Wochenende anlässlich der „Zeitreise ins Gestern“ – so der offizielle Titel der Geburtstagsfeier – gekommen, um zu gratulieren.
Der Einladung der Museumsleitung zu einem Festakt im Winterburger Tanzsaal waren viele gefolgt: Unter den Gästen waren Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz (Grüne), Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst (AFD), die Staatssekretäre Dr. Denis Alt (SPD) und Dr. Erwin Manz (Grüne), Landrätin Bettina Dickes (CDU), der Stiftungsratvorsitzende und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Uwe Engelmann (SPD), die Landtagsabgeordneten Dr. Helmut Martin und Markus Stein (SPD). In ihren Ansprachen schilderten die Redner nicht nur eigene Erinnerungen an das Museum, sondern unterstrichen seine große Bedeutung für die Bewahrung von regionaler Kultur und Geschichte.
Unverzichtbar für das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum: Der Freundeskreis
Eine emotionale Rede über die Liebe und Begeisterung der Ehrenamtlichen im Freundeskreis des Freilichtmuseums hielt dessen Vorsitzender Rolf Kehl: „Wir feiern nicht nur ein Museum. Wir feiern eine Haltung. Geschichte muss bewahrt werden als Fundament für die Zukunft.“ Kehl lobte den Einsatz der Freiwilligen für das Museum, und erwähnte, dass allein während seiner Amtszeit mehr als 400.000 Euro durch den Verein erwirtschaftet und ins Museum geflossen sind – ein Engagement, das zum einen mit Ideenreichtum, oftmals aber auch mit Improvisation verbunden sei. Wie Uwe Engelmann erinnerte Rolf Kehl an die Anfänge des Museums, das auch Kritiker hatte. „Es gab durchaus Hürden in der Akzeptanz, die es abzubauen galt“, unterstrich er. Doch gelebte Geschichte und gelebte Traditionen, das sei eine Idee, die heute „verdammt gut funktioniert.“


Blättern im museumseigenen Fotoalbum
Gelebte Geschichte – dieses Motto griff Museumsleiterin Sabrina Hirsch in ihrer Ansprache auf: So blätterte sie per PowerPoint-Präsentation im Fotoalbum des Museums und zeigte den Gästen beim Festakt Einrichtungsgegenstände wie eine Dichtung vom historischen Trafoturm, den ihr Vorgänger Dr. Michael Schimek ins Museum geholt hatte. Dieser war ebenfalls zum Festakt angereist. Im Gespräch mit Nahe-dran.de erinnerte er sich gemeinsam mit Udo Kleindienst, dem ehemaligen Leiter des museumseigenen Bauhofs, an die teils abenteuerliche Translozierung des Trafoturms, der über einen liegenden Transport ins Museum gebracht wurde. Etwas Besonderes ist für Schimek auch die alte Töpferei aus Bockenau. Nicht nur wegen der Lehmspritzer an der Wand, die ein authentisches Zeugnis des Handwerks darstellen. Für ihn ist die Töpferei ein „Ort der Arbeit, an dem ein Leben lang handwerklich gewirkt wurde“. Er erinnert sich noch gut an den Anruf, in dem ihm die Einrichtung der Töpferei für das Museum angeboten wurde. Schließlich wurde nicht nur die Einrichtung, sondern gleich das ganze Gebäude transloziert.
Welche Rolle bei solchen Projekten der wissenschaftliche Beirat des Museums spielt, hob Dr. Fritz Schellack hervor. Er dankte dafür, dass die finanzielle Zuwendung für das Museum seitens der Träger im Jahr 2024 erhöht wurde, machte jedoch deutlich, dass bei der finanziellen Unterstützung immer Luft nach oben ist.
Bildungspartner präsentieren ihre Projekte im Museum
Während sich die Gäste des Festakts der Musik von Ully und Alexander Mathias lauschten, die mit sorgsam ausgesuchten Titeln aus den Siebzigern für eine fast andächtige Stimmung sorgten, bevölkerten Eltern und Kinder u.a. der Grundschule Bad Sobernheim, der Disibod Realschule plus, die Naturparkschulen sowie zahlreicher weiterer Bildungspartner wie der Naturpark Soonwald-Nahe das Museumsgelände. Darunter waren auch die Schüler und Lehrer der AG Spurensuche des Emanuel-Felke-Gymnasiums sowie die Teilnehmer am Erasmus Projekt. Sie stellten ihre wissenschaftliche Arbeit im Museum anhand von Plakaten und einer Audiostation dar. Schüler der Disibod Realschule plus in Bad Sobernheim verbrachten den Nachmittag ganz praktisch, schälten Äpfel, kochten daraus Apfelmus und verteilten es an die Gäste im Museum. Alle Bildungspartner der „Zeitreise ins Gestern“ beschäftigten sich mit dem Thema Nachhaltigkeit – eine Lebensweise, die seit Jahrhunderten zum Alltag der Menschen an Hunsrück und Nahe gehört und heute eine ganz neue Aktualität erfährt.
Und wie sehen die nächsten 50 Jahre im Museum aus? Darauf gab Uwe Engelmann in seiner Ansprache beim Festakt einen kleinen Vorgeschmack und verriet, dass mit den nächsten Gebäuden, die im Museum aufgebaut werden, der Zeitschnitt an die Sechzigerjahre heranrücken wird. „Ein wichtiger und überfälliger Schritt“. Und sicherlich der Grundstein für die nächsten 50 Jahre.
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