Es gab Zeiten, da sorgte die Mattheiser Sommerakademie (MSA) nicht nur dafür, dass Bad Sobernheim bis in hinterste Winkel von musikalischen Klängen durchdrungen war. Besucher hatten das Gefühl, die Stadt hat sich so richtig herausgeputzt, ihr feinstes Kleidchen und die hochhackigen Schuhe angezogen, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Jeder nahm teil: Legendär zum Beispiel die Gerichte, benannt nach den Dozenten der MSA, im mittlerweile geschlossenen Ratshof. Die AZ veröffentlichte täglich MSA-Spitzen. Auf dem Marktplatz tummelten sich die Studenten. Das Gelände wurde zum Treffpunkt und zum Open Air Konzertsaal – mitten im geschmückten Herzen der Stadt.

In diesem Jahr ist das anders und das nicht einmal wegen Corona: Ausgerechnet während einer der bedeutendsten und traditionsreichsten Veranstaltungen im Kulturleben an der Mittleren Nahe ist der Marktplatz Großbaustelle und sein Umfeld Lagerplatz für schweres Gerät. Die Arbeiten auf dem Platz erzeugen eine störende Lärmkulisse statt Open-Air-Atmosphäre. Kursräume müssen weichen, ebenso Konzertgäste beim Get-together. Nicht nur die MSA, auch die Gastronomie rund um den Markplatz leidet unter erheblichen Einschränkungen – und das in der Hauptsaison und mit zahlreichen internationalen Gästen in der Stadt. Der Markt quetscht sich auf den kleinen Parkplatz vor dem Rathaus und die Beschicker beklagen Umsatzrückgänge. Die Aufträge für die (fragwürdige) Sanierung des Markplatzes wurden bereits im vergangenen Jahr vergeben. Wenn die Stadt wie viele private Bauherren auf das ausführende Unternehmen warten musste, dann hätte sie mit Rücksicht auf das einzigartige Kulturereignis MSA auch noch vier Wochen länger warten können. Alles eben eine Frage der Prioritätensetzung.

Zur Berichterstattung: Draußen spielt die Musik – MSA in Bad Sobernheim