Warten gehört im Gesundheitswesen zum Geschäft. Warten auf den Arzt im Wartezimmer, in der Notaufnahme oder der Bereitschaftsarztpraxis – das macht schlechte Laune, aber das ist normal. Doch wenn der Arzt auf Patienten warten muss, dann läuft etwas gewaltig schief. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung kommt im Durchschnitt nicht einmal ein Patient pro Nacht in die ärztliche Bereitschaftsarztpraxis in Meisenheim. Für den Arzt und seine Mitarbeiter heißt das mitunter: Warten auf Patienten, die ganze Nacht. Auch das macht schlechte Laune. In Zeiten, in denen sich Krankenhäuser darüber Gedanken machen müssen, ob sie ihr Personal noch bezahlen können, in denen Ärzte und Pflegekräfte überall fehlen, in denen ganze Kliniken zur Disposition stehen, sind wartende Ärzte untragbar, ja unsolidarisch.
Es ist nicht geplant, den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Meisenheim abzuschaffen. Wer medizinische Hilfe braucht, erreicht über die 116 117 rund um die Uhr einen Ansprechpartner. Es geht um eine Anpassung der Dienstzeiten an den Bedarf. Und es geht um eine bessere Versorgung von älteren Patienten, die nicht mobil sind. Sie sollen in Zukunft im Bedarfsfall vom ärztlichen Bereitschaftsdienst zuhause aufgesucht werden. Es ist populär, gegen eine Reduzierung ärztlicher Dienstleistungen mobil zu machen, gerade in Wahlkampfzeiten, gerade in ländlichen Regionen. Für wartende Ärzte per Online-Petition auf die Barrikaden zu gehen ist jedoch eine Nebelkerze. Denn der drohende Ärztemangel in der Region ist lange bekannt. Dagegen sollte die Politik alle Hebel in Bewegung setzen und sich nicht auf dem Engagement privater Institutionen wie den Ärztestipendien der Bittmann-Stiftung ausruhen.