Den Ausnahmezustand verarbeiten
Rüdesheim. In seinem Buch Zimmer 30 erzählt Olaf Thamm die Krankheitsgeschichte seines heute 18-jährigen Sohnes Lukas und schildert, wie dessen Herzerkrankung das Leben der Familie und seinen Alltag beeinflusst hat. Nahe-dran.de hat mit Olaf Thamm über die Entstehung und Motivation hinter seinem Buch gesprochen.
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Zimmer 30 – das ist der Titel von Olaf Thamm Buch über Jahre im Ausnahmezustand durch die Erkrankung seines Sohnes Lukas. Inspiriert von dessen Krankheitsgeschichte entschied er sich, seine Notizen und Aufzeichnungen aus der Zeit, die Lukas wegen seiner Herzkrankheit in einer Heidelberger Klinik verbringen musste, in einem Buch zu verarbeiten. Im Interview mit Nahe-dran.de berichtet Olaf Thamm über sein Buch und erzählt, was ihn dazu bewegte „Zimmer 30“ zu schreiben.
Herr Thamm können Sie in eigenen Worten noch einmal kurz zusammenfassen, worum es in ihrem Buch geht?
Also im Grunde geht es um die Krankenhausgeschichte meines Sohnes Lukas. Den Buchtitel „Zimmer 30“ habe ich gewählt, weil wir auf diesem Zimmer 30 in der Kinderkardiologie in Heidelberg anderthalb Jahre sozusagen gelebt haben. Die ganze Woche über war ich bei ihm, da ich beruflich freigestellt war und dann haben wir am Wochenende die Autos getauscht und meine Frau ist zu ihm gefahren. Als die Diagnose kam, dass das Herz meines Sohnes es nicht mehr schaffen würde, war er gerade mal dreizehn. Im Dezember 2015 sind wir dann ins Krankenhaus nach Heidelberg und im Juni 2017 konnten wir wieder nach Hause.
Und wie sind sie dazu gekommen, ein Buch über diese Zeit zu schreiben?
Für mich war das ein Akt der Verarbeitung. Ich konnte mit der ganzen Situation dann auch besser umgehen. Mit sieben Jahren hat die Krankheit bei Lukas angefangen und mit neun Jahren war es dann nochmal ganz schlimm. Da haben die Ärzte zu mir gesagt, notieren sie sich das, machen sie Fotos, schreiben sie, denn irgendwann werden sie diese schriftlichen Erinnerungen brauchen, um zu verarbeiten; und auch um Lukas Fragen beantworten zu können. Ja und dann habe ich eben geschrieben und notiert. Auf einmal war ich bei 30 oder 40 Seiten und habe gedacht, dann kann ich ja auch ein Buch schreiben.
Heißt das, ihr Buch ist in etwa wie ein Tagebuch geschrieben?
Ja, vielleicht eher wie eine Biografie. Und alle Rückmeldungen, die ich bekommen habe, sind sehr positiv. Ich höre immer, es sei nicht einfach nur so hingeschrieben, sondern sehr spannend und vor allem sehr ehrlich. Diese Ehrlichkeit ist mir besonders wichtig.
Wie findet ihr Sohn es denn, dass sie ein Buch über seine Geschichte geschrieben haben?
Der sagt da gar nichts zu und meint, er braucht das Buch auch nicht zu lesen. Wozu auch, fragt er, er sei ja dabei gewesen.
Sie sagten ja bereits, der Schreibprozess habe ihnen geholfen, die ganze Situation zu verarbeiten. Wie schafft man denn es überhaupt in so einer Ausnahmesituation über mehrere Jahre zu leben? Was hat ihnen da geholfen?
Also eigentlich muss man sagen war es die Kraft von Lukas. Lukas war der starke Pol in dieser Zeit und derjenige, der immer am besten gelaunt war. Er hat uns da am besten rausgeholt. Auf der anderen Seite haben wir gesagt:“ Was bleibt uns denn? Wir hatten ja gar keine andere Wahl. Da mussten wir sozusagen durch.“
Eine wichtige Motivation, das Buch zu schreiben war auch, auf die Thematik der Organspende aufmerksam zu machen. Auf allen Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Buch, bei Lesungen habe ich immer Organspendeausweise ausgelegt zum Mitnehmen. Auch bei den Spendenaktionen für Lukas konnte man sich die Ausweise mitnehmen. Leider haben sich die meisten Menschen noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt, wenn sie nicht direkt damit konfrontiert wurden. Daher hoffe ich sehr, durch das Buch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken zu können und Menschen dafür zu sensibilisieren.
Die Fragen stellte Benigna Wilms.
Zimmer 30 ist in Buchhandlungen und online erhältlich und kostet 14,90 Euro.
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