Barfüßiger Lindwurm zur Barfußpfaderöffnung 1992. Foto: KTI Bad Sobernheim.
30 Jahre Barfußpfad in Bad Sobernheim
BAD SOBERNHEIM. Am 1. Mai startet der Barfußpfad in die neue Saison – 30 Jahre nach seiner Eröffnung 1992. Der Pfad ist ein Outdoor-Erlebnis, das anfangs belächelt und dann vielfach kopiert wurde.
Gefällt Ihnen unser kostenloses Online-Angebot nahe-dran.de? Dann unterstützen Sie unsere Autoren mit einer Spende!
Jetzt ganz einfach per Paypal.
Rolf Kehl erinnert sich noch gut: Beim Startschuss des Barfußpfads 1992 „war es ein erhabener Moment“ auf der erneuerten Fußgängerbrücke zu stehen, die fortan Staudernheim und Bad Sobernheim wieder verbinden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren nur die Pfeiler der Brücke übriggeblieben und bildeten lange ein trauriges Mahnmal an die Zerstörung. Die Erneuerung der Fußgängerbrücke zwischen den beiden Orten an der Nahe nennt Rolf Kehl im Rückblick ein wichtiges Infrastrukturprojekt, das vielleicht sogar der Schlüssel für die Umsetzung des touristischen Vorhabens des Barfußpfads gewesen ist. Kehl war damals Beigeordneter in der Verbandsgemeinde und Vertreter des erkrankten Bürgermeisters Dr. Werner Dümmler. Die Brückeninstandsetzung sei sozusagen das „kommunalpolitische Ventil“ gewesen, um die notwendigen Mehrheiten für die Umsetzung des damals als „wagemutig“ gekennzeichneten Vorhabens „Barfußpfad“ zu bekommen.
Die Idee, an der Nahe in Bad Sobernheim in Anlehnung an die vier Elemente der Heilkunde Emanuel Felkes – Luft, Erde, Wasser und Licht – einen Barfußparcours zu errichten, ging auf ein Gutachten der Universität Trier aus dem Jahr 1987 zurück. Die ursprünglichen, später verworfenen Pläne sahen einen Rundweg bis zum Nohfels vor, also eine längere Strecke als die heutige. Nach der Vorstellung des Gutachtens fanden in den Gremien der Verbandsgemeinde „tiefergehende“ Überlegungen statt, wie der Weg gestaltet werden könnte, erinnert sich Rolf Kehl. Nach einer relativ kurzen Planungsphase von nur zwei Jahren wurde der erste Barfußpfad Deutschlands im September 1992 eröffnet. Damals war der Startpunkt noch am Quellenpavillion und der Eintritt umsonst.
Der Barfußpfad in Bad Sobernheim: „Belächelt, verlacht, nachgemacht“
„Man hat das Projekt von verschiedenen Seiten als spinnerte Idee bezeichnet“, erinnert sich Rolf Kehl. „Belächelt, verlacht, nachgemacht“, fasst Ralf Schneberger von der Kur- und Touristinfo die Reaktionen zusammen. Die Investitionssumme lag bei rund 500.000 DM, etwa 60 Prozent wurden aus sogenannten GA-Mitteln bezuschusst, 40 Prozent musste die Verbandsgemeinde selbst tragen. Auch die Stadt Bad Sobernheim, die damals, wie Schneberger sich erinnert, auf dem Weg zur Anerkennung als Bad-Stadt war, übernahm 5000 DM. Die Genehmigungsbehörde war vor 30 Jahren noch die Bezirksregierung Nord in Koblenz, mit der laut Kehl immer ein positives Miteinander herrschte – auch wenn der Pfad einige bürokratische Hürden zu nehmen hatte. So musste z. B. für die Hängeseilbrücke ein brandschutztechnisches Gutachten erstellt werden.
Die Entwicklung des Projekts ging nach der Eröffnung des Pfads, der anfangs noch kostenlos genutzt werden konnte, immer weiter nach oben – trotz Rückschlägen wie Schäden durch Hochwasser. Seit dem Start zählt er Besucherzahlen im Millionenbereich. „Konsequent haben wir dafür gesorgt, dass in jeder Saison eine Kleinigkeit erneuert oder ergänzt wurde, wie zum Beispiel Geschicklichkeitsspiele oder Spielgeräte.“ Für Rolf Kehl hat der Uferbereich zwischen Staaren und Staudernheim vom Barfußpfad enorm profitiert. Die Verwaltung sei zudem stets um ein gutes Verhältnis zu den Privateigentümern bedacht gewesen, die Teile ihrer Wiesen zur Nutzung durch die Barfußläufer verpachtet haben. 70 bis 80 Prozent der Fläche auf der Südseite des Barfußpfads befinden sich bis heute in Privateigentum.
Einzige touristische Einrichtung in der Region, die schwarze Zahlen schreibt
Das Fazit des ehemaligen Verbandsbürgermeisters zum Barfußpfad fällt positiv aus. „Ein absolutes Plusgeschäft. Es ist die einzige touristische Einrichtung in der Region, die schwarze Zahlen schreibt. Wir haben andere touristische Angebote wie die Erhaltung unserer Premiumwanderwege mit dem Barfußpfad gegenfinanziert und Arbeitsplätze geschaffen.“ Auch wenn es nicht immer gelungen sei – auch nicht mit 50-Cent-Wertmarken für heimische Geschäfte – die Gäste vom Barfußpfad in die Innenstadt zu locken, sei die Besucherzahl beachtlich. Für Generationen von Kindergartenkindern und Schulkindern ist der Pfad mit positiven Erinnerungen verbunden. „Zügeweise kamen die Schülerinnen und Schüler am Bahnhof an und sind im Lindwurm Richtung Barfußpfad gelaufen“, erinnert sich Kehl.
Im Jubiläumsjahr dreht sich am Barfußpfad alles um die Zahl 30
Ihr Einstieg ins Online-Marketing: Werben auf nahe-dran.de