Bild: LHA KO/Otto Conrad
Mit dem Sonderzug zur Saarabstimmung
BAD SOBERNHEIM. Sich mit historischen Aufnahmen geschichtsträchtigen Ereignissen nähern – Fotos aus früheren Tagen können helfen, sich vorzustellen, wie historische Momente auch in der Region an der Nahe abgelaufen sind und wie die Stimmung war. In der Bilddatenbank des Landes Rheinland-Pfalz finden sich viele solcher Aufnahmen. Anlässlich des Jahrestags der Saarabstimmung zeigt Nahe-dran.de Bilder aus Sobernheim vom 13. Januar 1935, auf denen Fotograf Otto Conrad den Moment dokumentiert, in dem ein Sonderzug mit Abstimmungsberechtigten aus dem Saarland in den Sobernheimer Bahnhof einfährt. Aufnahmen von jubelnden Menschenmengen, die in der Rückschau durchaus befremdlich wirken.
Von Benigna Wilms.
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Bild: LHA KO/Otto Conrad
Am 13. Januar des Jahres 1935 fand im Saarland die sogenannte Saarabstimmung statt: Die Abstimmungsberechtigten sollten nach 15 Jahren unter Völkerbundverwaltung, die von Frankreich ausgeführt wurde, in einer Wahl entscheiden, ob sie den Status Quo beibehalten, einen Anschluss an Frankreich oder eine Rückkehr des Saarlandes an das Deutsche Reich wollten. Im Voraus der Abstimmung war von Seiten des durch die Nazis regierten Deutschen Reichs eine massive pro-deutsche Propagandakampagne angelaufen, um das Saargebiet „heim ins Reich“ zu holen. Unter der Steuerung des Propagandaministers Joseph Goebbels fanden besonders im südwestlichen Teil Deutschlands verschiedene Kundgebungen und Veranstaltungen statt, um die deutsche Bevölkerung und vor allem Abstimmungsberechtigte, die im Reichsgebiet lebten, von Eingliederung des Saargebiets zu überzeugen. Für wie wichtig die nationalsozialistische Regierung die Abstimmung hielt, lässt sich daran erkennen, dass am Tag der Abstimmung Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn im Auftrag der Regierung Wahlberechtigte, die sich im Deutschen Reich aufhielten, aus verschiedenen Städten zur Abstimmung ins Saarland brachten.
Bild: LHA KO/Otto Conrad
In Bad Sobernheim nahm Fotograf Otto Conrad den Moment auf, in dem einer dieser Sonderzüge bei der Rückkehr aus dem Saarland mit Abstimmungsberechtigten, in den mit Hakenkreuzfahnen und Spruchbannern geschmückten Sobernheimer Bahnhof einfährt, wo die dort Lebenden und aus der Umgebung Stammenden ausstiegen. Sie wurden von einer jubelnden Menge und nationalsozialistischen Funktionären in Empfang genommen wird.
90,4 Prozent aller abgegebenen Stimmen sprachen sich die Abstimmungsberechtigten für die Rückgliederung ins Deutsche Reich aus und so wurde das Saargebiet am 18. Januar 1935 auf Beschluss des Völkerbundrates wieder Teil des Deutschen Reichs. Die „Heimkehr der Saar“ wurde von den Deutschen als bislang größter Erfolg Hitlers gefeiert und von den Nationalsozialisten zur Darstellung der Festigung ihrer Macht im In- und Ausland genutzt.
Weiterführende Informationen zur Saarabstimmung und ihrem historischen Hintergrund:
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