Die Glocken der Meisenheimer Schlosskirche. Foto: Gerhard Fritz
Glockenklänge – 100 Jahre Glocken der Schlosskirche
MEISENHEIM. Unter dem Titel „Glockenklänge – 100 Jahre Glocken der Schlosskirche“ feiern die Meisenheimer ein besonderes Jubiläum mit einem Konzert der Pianistin Dr. Maria Abrudan am Samstag, den 23. Juli um 11:30 Uhr in der Schlosskirche zu Meisenheim.
Von Renate Gilcher.
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Vor hundert Jahren, am 23. Juni 1922, wurden drei neue Gussstahl-Glocken aus der Gießerei „Bochumer Verein“ in der Schlosskirche eingeweiht. Aber wieso kamen neue Glocken in den Turm der Schlosskirche?
Am 1. März 1917 wurden im damaligen deutschen Reich aus kriegsstrategischen Gründen alle Bronzeglocken beschlagnahmt. So kam es, dass auch die Bronzeglocken, die 1879 in der Hamm‘schen Glockengießerei in Kaiserslautern gegossen worden waren, vom Turm geholt und zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurden. Einzig die alte Disibodenberger Glocke von 1387 verblieb im Turm. Die Meisenheimer Bevölkerung vermisste das volle Geläut der Schlosskirche und wünschte sich nichts sehnlicher als neue Glocken. Endlich, nach fünf langen Jahren, war es am 15. Juni 1922, einem Samstag, soweit und die drei neuen Glocken kamen am Bahnhof an. Tatkräftige Männer verluden die schweren Glocken auf drei Rollwagen und schmückten sie mit Blumen und Kränzen. Am darauffolgenden Sonntag wurden sie in einem Festzug, der angeführt wurde von den Schülern der Volks- und Lateinschule sowie deren Lehrern, vom Bahnhof über das Klenkertor, die Untergasse und die Amtsgasse zum Schlossplatz geleitet. Es folgte das Presbyterium der Kirchengemeinde, der Kirchenschaffnei-Verwaltungsrat und die Mitglieder des Stadtrates. Laut läutend begrüßte die Disibodenberger Glocke ihre neuen Schwestern.
Aufwendiger Einbau der Glocken
Der Einbau der Glocken in der darauffolgenden Woche bedeutete viel Arbeit: Zunächst musste für die große Glocke der Glockenstuhl erweitert und außerdem für die beiden anderen ein neuer darunter eingerichtet werden. Auch die Decke des Glockenhauses wurde zum Durchziehen der Glocken vergrößert. Die größte Glocke hat einen Durchmesser von 1,57 Meter.
Zur Einweihung der frisch eingebauten Glocken rief die alte Disibodenberger Glocke die Gemeinde am Sonntag, 23. Juli 1922, um 10 Uhr in das Gotteshaus. Der Altar war mit weißen Blumen und Blattwerk geschmückt, die Kanzel mit Girlanden. Pfarrer Weber hielt die Predigt, in der er auch auf die Glocken und ihren besonderen Dienst einging: Die Morgenglocke will aussagen, dass der ganze Tag Weihe von oben empfangen soll; die Mittagsglocke fordert uns auf zum Dank gegen Geber aller guten Gaben; die Abendglocke mahnt uns zum Gebet: „Herr, bleibe bei uns!“ Das ganze Geläut verkündigt uns im Verlauf des Kirchenjahres die großen Heilstaten Gottes und lädt uns jeden Sonntag aus dem Lärm des Alltags zur Stille und Sammlung.
Die kleinste Glocke (fis) wiegt bereits ganze 850 Kilogramm und hat die Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“
Die mittlere Glocke (e) wiegt 1080 Kilogramm und ist den gefallenen Soldaten des ersten Weltkrieges gewidmet:
„Bis zu deinem letzten Klang
Töne, Glocke, Dankgesang
Unseren tapferen Söhnen allen
Die fürs Vaterland gefallen!
1914 – 1918
Die Evangel. Kirchengemeinde Meisenheim“
Die größte Glocke (cis) wiegt 1560 Kilogramm mit einem Durchmesser von 1,570 Metern und trägt die Inschrift:
„Führ uns Herr durch Nacht zum Licht, nur du bist unsre Zuversicht“
Am Ende dieses besonderen Gottesdienstes soll die Gemeinde stehend dem vollen Geläut der Glocken zugehört haben.
Elektromotor und Restaurierung
Als die Schlosskirche von 1962 bis 1968 umfassend renoviert wurde, erhielten die Glocken einen Elektromotor. Die Disibodenberger Glocke läutete aber schon seit 1922 nicht mehr, sondern schlug nur noch die Viertelstunde an.
Im Frühjahr 2011 ordneten die Glockensachverständigen die Stilllegung des Geläutes an, da es im ganzen Glockenstuhl knirschte, wenn sich die Glocken in Bewegung setzten. Im Sommer 2012 setzte man auch den Stundenschlag aus. Mit der Restaurierung der Glocken wurde die Glockenfirma Hörz aus Ulm beauftragt, während der Zimmermeister Guido Kleyer aus Heimweiler die Holzarbeiten an den Glockenstühlen übernahm. Auch die Disibodenberger Glocke wurde liebevoll restauriert. Insgesamt kostete die Restaurierung ca. 60.000 Euro von denen ein großer Teil durch Spenden finanziert wurde. Seit dem 1. Advent 2012 läuten die Glocken der Schlosskirche wieder.
Auf dem Youtube Kanal Christus Glocken gibt es zwei Videos von den Glocken der Schlosskirche zu sehen und vor allem zu hören:
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