Weggefährten und zeitweise Konkurrenten: Werner Bohn und Peter Wilhelm Dröscher (v.l.). Dröscher ist Mitte Dezember in Folge einer Corona-Infektion verstorben. Foto: Werner Bohn.
Abschied vom „guten Genossen"
KIRN. Sie waren innerparteilich zeitweise Konkurrenten und dennoch jahrelang vertraute Weggefährten: Werner Bohn erinnert in einem sehr persönlichen Nachruf an „Peter Wilhelm Dröscher – der gute Genosse aus Kirn“.
Bei unseren alten Familienpapieren liegt ein Brief von Wilhelm Dröscher, dem „guten Menschen von Kirn“. Er hatte sich in den 1950er Jahren für die Rente einer Witwe eingesetzt, der Oma meiner Frau. Ihm persönlich begegnete ich 1974, als es um die Stationierung der „Phantom“ auf dem NATO-Flugplatz Pferdsfeld ging, um die Zukunft meines Heimatdorfes. Als jüngstes Mitglied im Lenkungsausschusses der Notgemeinschaft traf ich den inzwischen bundesweit bekannten SPD-Mann. Wilhelm Dröscher meinte anschließend zu mir: „Sie müssen Mitglied der SPD werden!“ Ich wehrte ab, wollte damals von Parteipolitik überhaupt nichts wissen. Das änderte sich mit der Umsiedlung. Als Parteiloser wurde ich auf der SPD-Liste in den Stadtrat gewählt, trat ein Jahr später in die Partei ein, wurde bald für viele Jahre Vorsitzender.
Freundschaft trotz Gegen-Kandidatur
Mit Wilhelm Dröschers Sohn Peter Wilhelm traf ich dann im Frühjahr 1995 zusammen, als Konkurrent. Ich wollte für den Landtag kandidieren, nachdem die Position in unserem Wahlkreis vakant war. Die Sobernheimer SPD schlug mich vor. Die Kirner setzten Peter Wilhelm dagegen, der damals noch in Darmstadt lebte. Es war klar, dass ich gegen ihn keine Chance haben würde – der Name Dröscher allein war für ihn schon die beste Empfehlung. So kam es auch. Bei einer Parteiversammlung am 10. Juni 1995 in Waldböckelheim stimmte eine deutliche Mehrheit für Peter Wilhelm Dröscher. Noch vor der Kampfabstimmung hatten wir, die wir uns vorher nicht gekannt hatten, verabredet, fair miteinander umzugehen. So blieb das auch. Er wurde dann 1996 mit gutem persönlichen Ergebnis in den Landtag gewählt, wo er viele Jahre eine sehr gute Arbeit machte. Das war gut so, für ihn, aber auch für mich. Ich konnte meine Arbeit an meiner Bad Sobernheimer Grundschule fortsetzen, bei der ich mich bis zuletzt wohl fühlte. Mit Peter Wilhelm aber verband mich seit unserer Gegen-Kandidatur eine freundschaftliche Beziehung, die auch unsere Frauen Bärbel und Helga einbezog.
Kein Brief mehr „zwischen den Jahren"
Danach trafen wir uns immer wieder, vor allem bei Parteiveranstaltungen und im Kreistag, in dem wir beide 15 Jahre lange in drei Legislaturperioden zusammen in der SPD-Fraktion arbeiteten. Beim Bad Sobernheimer Stadtverband war Peter oft und gerne zu Gast, regelmäßig beim Neujahrsempfang dabei oder auch bei den Sommerfesten. Natürlich waren wir in der Sache nicht immer einer Meinung, doch in unseren Grundansichten stimmten wir weitgehend überein. Die soziale Gerechtigkeit, das friedliche Miteinander der Menschen, die Hilfe für die Schwachen in unserer Gesellschaft – dafür setzte Peter Wilhelm Dröscher sich ein, nicht nur mit Worten, sondern mit praktischem und tatkräftigem Wirken. Dazu hatte er offene Ohren für die Anliegen anderer, er kümmerte sich um das, was man ihm antrug – im besten Sinne ein Volksvertreter. Dabei war er in seiner Art eher ruhig und zurückhaltend, bescheiden und den Menschen zugewandt, sehr herzlich. Wir, die wir ihn kannten, werden ihn vermissen.
Eine kleine Episode verband mich auch mit ihm. Nach einer abendlichen Fraktionssitzung der SPD im Bad Kreuznacher Kreishaus fuhr ich nach Hause. Als ich daheim meine Winterjacke auszog, merkte ich plötzlich, dass es gar nicht meine war. In der Tasche steckte ein fremdes Tuch. Kurz darauf klingelte das Telefon. Peter Wilhelm hatte meine Jacke, in dem mein Notizbuch steckte. Wir hatten fast zur gleichen Zeit bei Casamoda in der Sobernheimer Großstraße die gleiche Jacke in etwa derselben Größe gekauft. Am nächsten Tag tauschten wir zurück und hatten unseren Spaß dabei.
Jedes Jahr kurz nach Weihnachten kam Peters Brief „Zwischen den Jahren“, in dem er Politisches und Persönliches aus dem vergangenen Jahr resümierte. Der wird jetzt fehlen.
Werner Bohn