25 Jähriges Jubiläum der Bad-Ernennung
BAD SOBERNHEIM. Aus den großen Feierlichkeiten zur Anerkennung des Bad-Titels vor 25 Jahren wird wegen der Corona-Pandemie nichts. Die Stadt feiert das Ereignis mit einer Festschrift. Nahe-dran.de erinnert an das Ereignis und an Pastor Felke ohne den Bad Sobernheim nur Sobernheim wäre.
Von Benigna Wilms.
Vor 25 Jahren wurde Sobernheim zu Bad Sobernheim. Am 11.12 1995 bekam die Stadt den Bad-Titel verliehen. In diesem Jahr feiert die Stadt ein doppeltes Jubiläum. Der Kurbetrieb nahm vor 95 Jahren seinen Anfang mit der Ankunft Pastor Emanuel Felkes in Sobernheim. Auch heute noch wird die Felke-Kur in den drei Kurhäusern in und um Bad Sobernheim praktiziert und erfreut sich großer Beliebtheit.
Festschrift statt Festakt
Ursprünglich war für den Sommer 2020 eine Woche voller Festlichkeiten geplant, um dieses Jubiläum gebührenvoll zu zelebrieren. Durch die Corona-Pandemie konnten der „Felke-Sommer“ und alle damit verbundenen Veranstaltungen, die mit Schulen, Kindergärten und sonstigen Institutionen geplant waren, leider nicht stattfinden. Als Ersatz wird die Stadt Bad Sobernheim eine Festschrift zum 25-jährige Jubiläum der Bad-Ernennung herausgeben, die ab dem 11.12.20 in den Sobernheimer Filialen der Sparkasse, der Volksbank und der Buchhandlung am Russischen Hof erhältlich sein wird.
Leben von Pastor Felke
Emanuel Felke wurde am 7. Februar 1856 in dem kleinen Örtchen Kläden, nahe Stendal, geboren. Seinen Eltern Friedrich und Hedwig zuliebe studierte er Theologie in Berlin, besuchte aber nebenher medizinische Vorlesungen und beschäftigte sich mit Heilkräutern und Homöopathie. 1887 trat er seine erste Pfarrstelle in Cronenberg bei Elberfeld an. Als dort 1894 eine Diphterie-Epidemie ausbrach, konnte Pastor Felke den Bewohnern seines Dorfes durch sein homöopathisches Wissen helfen.
Beginn der Felkekur
1894 wurde Felke nach Repelen, einen kleinen Kurort bei Moers am Rhein, versetzt. Dort führte er seine unkonventionellen Heilmethoden weiter, ein Zimmer in einem Gasthaus diente ihm als Behandlungszimmer und der Küster als Gehilfe während seiner Sprechstunden. Nach einem Besuch im Harz bei Adolf Jost, der als bekannter Naturheiler seiner Zeit dort die Kuranstalt Jungborn gegründet hatte, bauten Felke und ein Unterstützerverein in Repelen ebenfalls einen Kurbetrieb auf. Dort wurde Felkes berühmte Naturheilweise angewendet, die auf den Elementen Licht, Luft, Wasser und Lehm beruht. Da die Anwendungen größtenteils nackt erfolgten und sich gegen die von der Schulmedizin vertretenen Ansichten stellte, riefen seine Methoden aber auch immer wieder Kritik und Anschuldigungen der Sittenwidrigkeit hervor, sodass Felke sich sogar vor Gericht verteidigen musste. Dennoch entstanden in ganz Deutschland Felke-Kurorte und Vereine, die sich auf seine Heilmethoden beriefen. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 kam diese Entwicklung zu einem jähen Ende. In Repelen wurde der Kurbetrieb in den 30er Jahren schließlich ganz eingestellt.
Felke in Sobernheim
Emanuel Felke gab 1912 sein Pfarramt auf und zog 1915 nach Sobernheim um. Einer seiner Schüler, Andres Dhonau, hatte den Lehmpastor dorthin eingeladen. Felke baute in Sobernheim erneut einen großen Kurbetrieb auf und lebte und praktizierte bis zu seinem Tod 1926 in Sobernheim. Dank ihm ist Bad Sobernheim auch noch bis heute das Zentrum der Lehmkur. In den drei Kurhäusern wird die Lehmtherapie angeboten, die Entzündungen aus dem Körper ziehen sollen. Eine Art der Behandlung ist das Lehmbad, bei dem man sich in eine Badewanne voller kaltem Lehm legt. Aber auch Lehmpackungen, die lokal aufgelegt werden, sowie Lehmtretbäder sind Bestandteil der Therapie. In Kombination mit kalten Wasserbädern, viel Bewegung an der frischen Luft und gesunder, fleischarmer Ernährung, wird die Felkemethode bis heute erfolgreich zur Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder angewendet.
Die Ernennung zur Kurstadt
Am 11. Dezember 1995 überreichte der Innenminister Walter Zuber dem damaligen Bürgermeister von Sobernheim Hans-Georg Janneck die Urkunde zur Ernennung zur Bad-Ernennung. Dazu wurde ein feierlicher Festakt in der Leinenborn-Halle ausgerichtet.