Keine Bio-Kunststoffe aus Bad Sobernheim
BAD SOBERNHEIM. Die Polymer Holding nimmt Abstand von einer Erweiterung ihrer Produktionsflächen nördlich der B41.
Von Simone Mager.
Mit knapper Mehrheit und nach kontroversen Diskussionen hatte der Stadtrat im November vergangenen Jahres die Flächennutzungsplanung für das Gebiet „Vor der Haardt“ nördlich der B 41 angestoßen, um der Polymer Holding eine Entwicklungsperspektive zu bieten. Der Compoundierer plant nämlich den Einstieg in die Produktion von Bio-kompatiblen Kunststoffen. Jetzt macht die Polymer Holding einen Rückzieher und kündigt an, Abstand von den Plänen zur Erweiterung ihrer Produktions-Flächen in der Felkestadt zu nehmen. Eine entsprechende Entscheidung sei bereits vergangene Woche an Stadt Bürgermeister Michael Greiner (SPD) kommuniziert worden.
Nicht gegen Widerstand umsetzbar
Damit setzt Polymer-Chef Dr. Gerald Hauf das um, was er bei der ersten Vorstellung seiner Pläne für eine Produktionsstätte für Bio-kompatible Kunststoffe in der Stadtratssitzung im August 2020 angekündigt hatte: Ohne einen breiten gesellschaftlichen Konsens wolle er sein Vorhaben nicht umsetzen. Den sieht die Polymer Gruppe in der Felkestadt nicht, auch weil sich eine Bürger-Initiative gegründet hat. Vor diesem Hintergrund meint die Polymer Holding ihr Vorhaben in Bad Sobernheim nur schwer umsetzen zu können.
Doch die politische Kontroverse und die Gründung einer BI sind nicht die einzigen Gründe, die das Unternehmen für seine Entscheidung gegen die Erweiterung in Bad Sobernheim anführt. Eine Standortanalyse eines externen Ingenieurbüros habe ergeben, dass die Flächen nördlich der B 41 wegen eines angrenzenden bzw. überlappenden Wasserschutzgebietes nur eingeschränkt nutzbar wären. Zudem sei mit einem langen Verfahren zur Fortschreibung des Flächennutzungsplans zu rechnen. Die Polymer Holding geht von mindestens fünf Jahren aus – Ausgang ungewiss. Darüber hinaus erweise sich die Erschließung des Gebietes als schwierig und teuer, insbesondere mit Blick auf die verkehrstechnische Anbindung von Osten kommend. Auch die Entwässerung eine Herausforderung: Sie müsste unter der B 41 durchgeführt werden.
Bio-Kunststoffe an einem anderen Standort
Nach Angaben von Daniel Bach, Geschäftsführer der neu gegründeten SoBiCo GmbH, deren Schwerpunkt die Bio-Kunststoffe sein werden, plant die Polymer Holding ihr Vorhaben an einem anderen Standort zu verwirklichen. Derzeit befinde man sich dazu in fortgeschrittenen Gesprächen mit anderen Standortoptionen, an denen die Erweiterung realisiert werden soll. Bad Sobernheim indes soll weiterhin Hauptsitz der Polymer Gruppe bleiben. Ansässige Aktivitäten sollen nicht an einen neuen Standort verlagert werden.
Allerdings wird sich der Investitionsschwerpunkt der Polymer Gruppe mittelfristig an einen neuen Standort verlagern, kündigt das Unternehmen an. Mit der Testproduktion von Bio-Kunststoffen soll es im zweiten Halbjahr 2021 in Pferdsfeld losgehen. Um seinen finanziellen Spielraum zu vergrößern und die Entwicklungen im Bereich der Bio-Kunststoffe zu beschleunigen, hat die Polymer Holding die Tochtergesellschaft Polyblend GmbH vollständig an den Anteilseigner Total verkauft. Für die Beschäftigten habe dies keine Auswirkungen, betont der Compoundierer.
Bürgerinitiative: Gegen weitere Vorhaben dieser Art zur Wehr setzen
In einer Stellungnahme begrüßt die Bürger Initiative Sobernheim „die Einstellung des Prüfverfahrens zur Erschließung des Gebietes nördlich der B 41 zur industriellen Bebauung.“ Das sei ein positives Signal nicht nur für die unmittelbar betroffenen Anwohner, sondern für alle Bürger der Stadt. Der gesamten Tourismusregion Nahetal werde durch die Einstellung ein erheblicher negativer Einfluss erspart.
„Wir hoffen, dass schnell eine Fläche im nahen Umkreis für das Unternehmen gefunden wird, die sich besser für die Ansiedlung produzierender Industrie eignet“, heißt es in der vom Vorstand unterzeichneten Stellungnahme.
Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit sei beschlossen worden, die gerade gegründete Bürgerinitiative bestehen zu lassen, „damit wir uns auch zukünftig gegen weitere Vorhaben dieser Art zur Wehr setzten können.“
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