Faltbare Fahrpläne wird es in Vlexx-Zügen nicht mehr geben. Die Streckeninfos müssen jetzt selbst ausgedruckt werden. Foto: Simone Mager
Keine faltbaren Fahrpläne mehr für Vlexx-Fahrer
Rheinland-Pfalz. Vlexx hat im vergangenen Jahr zum Fahrplanwechsel 2020/2021 den Druck der Faltfahrpläne für die Vlexx-Linien in Rheinland-Pfalz eingestellt. Das kommt nicht überall gut an.
Online stehen die Fahrpläne im DIN-A-4-Format auf der Internetseite des Mobilitätsanbieters weiterhin zur Verfügung. In den Auskunftsmedien der Verbünde RMV und RNN sowie der Deutschen Bahn sind die Fahrzeiten zudem jederzeit aktuell abrufbar. Vlexx bietet seinen Kunden außerdem an, Fahrpläne auszudrucken und per Post zuzuschicken.
Rückgang der Nachfrage nach Faltfahrplänen
Grund für das Einstellen der gedruckten Fahrpläne sei die stark zurückgegangene Nachfrage nach Faltfahrplänen. Das Vlexx-Kundencenter habe in der Vergangenheit immer weniger Fahrpläne an Kunden herausgegeben, da wohl zunehmend die elektronischen Auskunftsmedien genutzt werden. Ein weiterer Grund, die gedruckten Fahrpläne einzustellen, seien die unterjährig stattfindenden Baustellen, die die Aktualität der gedruckten Fahrpläne schmälern.
Seit dem Fahrplanwechsel 2020/2021 habe das Kundencenter insgesamt circa 100 Exemplare ausgedruckt und ausgegeben. Dem gegenüber steht der Druck der Fahrpläne zum Fahrplanwechsel 2019/2020: In 2020 sei eine Gesamtauflage (alle Linien) von 91.000 Stück gedruckt worden. Durch den Verzicht auf die Faltfahrpläne würden künftig rund 4,3 Tonnen Holz sowie knapp 75.000 Liter Wasser eingespart, heißt es in einer Mitteilung auf Anfrage von nahe-dran.de. Die Gesamt-Energie-Ersparnis liegt demnach bei etwas über 15.000 Kilowattstunden. Auch der CO2-Ausstoß könne durch die Produktion, die wegfallende Auslieferung und die damit verbundenen Transportwege eingespart werden.
Vlexx hat nach eigenen Angaben einen Teil der eingesparten Kosten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Landesverband Rheinland-Pfalz für eine Baumbepflanzung gespendet. In einem Wald bei Winnweiler werden 300 Bäume gepflanzt.
Kritische Stimmen aus der Bevölkerung
Peter Herrmann, Vlexx Vielfahrer und Aktivist für den Öffentlichen Personen Nahverkehr, sieht hinter dem Einstellen des Fahrplandrucks eine andere Motivation. Seiner Meinung nach geht es hauptsächlich darum, Geld einzusparen. Die Begründung, etwas für das Klima tun zu wollen, indem man weniger Pläne druckt, lässt er nicht gelten.
Herrmann kritisiert, Vlexx verweise in einem farbigen Heft, welches „massig“ in den Zügen ausläge, darauf, dass man den Fahrplan „praktischerweise im DIN A4-Format zum Selbstausdruck“ auf deren Internetseite erhalte. „Was an einem Fahrplan auf 11 DIN A4-Seiten noch praktisch ist und was diese elf selbstausgedruckten DIN A4-Fahrplanseiten noch mit Umweltschutz, also Energieersparnis, Wassersparen und Reduktion von CO2-Ausstoß zu tun haben, bleibt wohl ein Geheimnis der Werbeabteilung von Vlexx“, kritisiert Herrmann.
Weiterhin hätten die Faltfahrpläne nach Auskunft verschiedener Zuganbieter in der Vergangenheit aus 100 Prozent Altpapier bestanden. Alle anderen Zugbetreiber druckten diese Fahrpläne zudem weiterhin. Zwar werde die Druckauflage aufgrund der steigenden Tendenz zu digitalen Fahrplanangeboten reduziert, aber gedruckte Fahrpläne werde es weiterhin geben, so die Auskunft des Vlexx-Schwesterunternehmens erixx.
Ist Abschaffung des Faltfahrplans Diskrimierung?
Peter Herrmann geht noch einen Schritt weiter: Natürlich benötige nicht jeder Haushalt oder gar jeder Rheinland-Pfälzer einen Faltfahrplan für die Strecken der Vlexx. Seiner Einschätzung nach gebe es aber Nahverkehrsnutzer, die in ihrem Alltag zu unterschiedlichen Tageszeiten Züge nutzen. Weiterhin seien Weinfeste, Jahrmarkt oder Kirmes Anlässe, an denen viele Bürger gerne den Zug nutzen und mit einem Blick in den Faltfahrplan die beste Verbindung auf einen Blick sehen. Die Touristen, die gerade in der Pandemie-Zeit viel an der Nahe unterwegs seien, profitierten von den praktischen Fahrplanen. Hermann sieht in der Streichung der Faltfahrpläne eine Diskriminierung derjenigen, die keine Möglichkeit hätten, ein digitales Angebot zu nutzen.
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