NAHE. Was macht das Nahetal aus? Welche Menschen haben hier ihre Spuren hinterlassen? Was prägt die Region und was macht sie zu etwas Besonderem? Mit diesen Fragen hat sich Autorin Luise Lutterbach in ihrem Büchlein „Nahetal“ beschäftigt und gibt auf 80 Seiten Antworten.
Von Simone Mager.
Es gibt ein paar Gebräuche, ein paar herausragende Persönlichkeiten und ein paar Eigenheiten, an die Kenner und Liebhaber des Nahetals als erstes denken, wenn sie die Region beschreiben sollen. Dazu gehören unzweifelhaft die Heilige Hildegard von Bingen, die Edelsteine aus Idar-Oberstein oder der Kreuznacher Jahrmarkt. Manch einer wird vielleicht auch an Spießbraten oder die Stumm-Orgeln denken, ein anderer wiederrum an Wilhelm Dröscher, genannt „Der gute Mensch von Kirn.“ Aus den Biographien dieser Personen, aus besonderen Orten und aus bis heute in Erinnerung gebliebenen Geschichten setzt sich das Nahetal-Gefühl zusammen. Luise Lutterbach, die in Bingen lebt, als Redakteurin und Pressereferenten gearbeitet hat und heute als Gästeführerin zwischen Mainz und Bingen unterwegs ist, hat sich auf 100 Seiten der Quintessenz dessen genähert, was das Natal zu einer besonderen Flusslandschaft und zu einer historischen Region macht.
Im Plauderton erzählt sie von Hildegard von Bingen als einer Frau für alle Fälle, von der Hochzeit zwischen Karl Marx und seiner Jenny in Bad Kreuznach, von Emmanuel Felke, der friedliche Schlammschlachten im Dienste der Gesundheit geführt hat, von der Schinderhannes-Bande, die für den guten Zweck bis heute als Wegelagerer aktiv ist und erklärt, warum „Nix wie enunner“ in Bad Kreuznach mehr ist als eine Aufforderung, vielmehr ein Bekenntnis. Zudem streift Luise Lutterbach die Biografien bedeutender historischer Persönlichkeiten wie der jüdischen Fabrikantenfamilie Marum und deren Vermächtnis in Bad Sobernheim oder Schnuckenack Reinhardt, dessen Lebensgeschichte zwischen Verfolgung im Dritten Reich und unglaublichem Erfolg als Sintijazzmusiker in der Nachkriegszeit sich wie ein Märchen liest. Liebevoll proträtiert die Autorin zudem Persönlichkeiten, die nicht so sehr im Rampenlicht standen, aber auf ihre Weise das Nahetal prägten.
„Nahetal“ ist ein Buch, das einen konzentrierten Einblick gibt in die Nahetal-Genetik. Interessant ist es vor allem für Gäste, die die Region zum ersten Mal besuchen und ihre Historie und Besonderheiten kompakt kennenlernen wollen – passend also für jeden Nachtschrank in Ferienwohnungen und Hotels und als schneller Einstieg ins ureigene Nahetal-Gefühl. Schade nur, dass die Fotos im Büchlein allesamt in schwarz-weiß daherkommen. Ein wenig Farbe hätte hier gut zum Thema gepasst.
Luise Lutterbach: Nahetal – Geschichten und Anekdoten aus dem Nahetal. Nix wie enunner! Wartberg Verlag GmbH. 1. Auflage 2020. ISBN-978-3-8313-3297-7. 12 Euro.